Die Blockchain im Gesundheitswesen (III)

Teil 3 – Praktische Anwendungen

Die Blockchain kann im Gesundheitsbereich eine wertvolle Unterstützung in folgenden Bereichen bieten:

Klinische Studien und Forschungsprojekte

Es existieren Datenbanken, die über aktuell laufende klinische Studien informieren, und deren Ergebnisse anschließend in Journals publiziert werden. Die Erfassung und Auswertung der Daten bleiben dabei oft im Verborgenen. Beispiele dafür sind:

Europäische Datenbank für klinische Studien

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) betreibt eine öffentlich einsehbare Datenbank (EU CTR) für klinische Studien, die in der Europäischen Union und dem Europäischen Wirtschaftsraum durchgeführt werden, und darüber hinaus auch für solche, die außerhalb des europäischen Raums durchgeführt werden, wenn diese einen Bezug zu Entwicklungen von Medikamenten mit pädiatrischer Indikation aufweisen. In der Datenbank werden somit auch klinische Studien an Kindern und Jugendlichen gelistet. Voraussetzung dafür ist eine Registrierung der klinischen Studien über EudraCT, eine eigens dafür angelegte Plattform.1)

Amerikanische Datenbank für klinische Studien

Das amerikanische Pendant der europäischen Datenbank EU CTR ist weitaus umfassender. Insgesamt sind nach eigenen Angaben mehr als 350.000 klinische Studien aus 220 verschiedenen Ländern registriert. Die Datenbank umfasst sowohl Interventions- als auch Beobachtungsstudien und listet ebenfalls Studien an Kindern und Jugendlichen.1)

Hier kann die Zurverfügungstellung von Daten via Blockchain hilfreich sein, diese nachvollziehbar und manipulationssicher einem größeren Kreis der wissenschaftlichen Community anzubieten.

Post-Market Surveillance und Vigilance

Als dezentrale, unmanipulierbare und hochverfügbare “Datenbank“ bietet sich die Blockchain auch dafür an, Post-Marketing-Daten zu sammeln- aus Gründen der Pharmakovigilanz und Produktsicherheit.

Audit-Trails

Die FDA fordert im 21 CFR part 11 Audit-Trails bei Systemen zur Erstellung und Verwaltung von elektronischen Aufzeichnungen und elektronischen Unterlagen dienen. Die Blockchain-Technologie ist hierfür geradezu prädestiniert.


Wartung von Medical Devices

Viele Medizinprodukte sind mit Sensoren ausgestattet, die das Device auf mögliche Fehlfunktionen untersuchen und den Zeitpunkt einer Wartung oder eines Softwareupdates (Firmware) festlegen (Predictive Maintenance). Auch in diesem Zusammenhang müssen Datenintegrität und Verfügbarkeit der Daten in verteilten Systemen gewährleistet sein.

Dies findet in der Realität bereits auch in einigen anderen Sektoren Anwendung: Renommierte Hersteller wie etwa der Schweizer Uhrenhersteller Breitling dokumentieren bereits sämtliche Reparaturen oder Wartungen an registrierten Chronometern in der Blockchain (dies sichert eine lückenlose Historie und erhöht dadurch den Wiederverkaufswert), zudem werden Garantie und Goodies (etwa exklusive Zutritte zu Veranstaltungen für den registrierten Kreis) bereits in der Chain gespeichert und sind so für den Endverbraucher unter Vorweis seines „Private Keys“ (etwa in einem Wallet am Smartphone oder einem Krypto-USB-Stick) jederzeit verfügbar. Ähnliche Systeme befinden sich bereits bei etlichen Fussballklubs der Champions League im Einsatz, die dem Besucher je nach Berechtigung personalisierte Zusatzleistungen zugänglich machen.

Logistik

Zur Bekämpfung gefälschter oder fehlerhafter Medizinprodukte und Ersatzteile kann die Blockchain helfen, Lieferketten nachvollziehbar zu machen: Vom Rohmaterialien über die Produzenten, über Logistikpartner und Importeure bis hin zum regionalen Händler und schlussendlich zum Anwender.

Compliance

Das Gesundheitswesen ist eine der größten Branchen weltweit, was das System jedoch anfällig für Korruption macht. Beispiele dafür sind der Einkauf von Produkten oder Dienstleistungen, öffentliche Ausschreibungen. Je intransparenter Vorgänge oder Verantwortlichkeiten und manipulierbarer Dokumente sind, desto leichter entsteht der Nährboden für Korruption.

Bei all den genannten Transaktionen kann der Einsatz einer Blockchain Möglichkeiten bieten, aufkeimende Korruption zu erschweren, wie twa Abrechnungsmodelle wie „pay per use“, da diese Informationen unverfälschbar und transparent für die Zugriffsberechtigten offenliegen.

Durch sogenannte „Smart-Contracts“ in der Blockchain können diese Prozesse automatisiert werden.

Smart Contracts sind Programme, die auf einer Blockchain gespeichert sind und ausgeführt werden, wenn vorgegebene Bedingungen erfüllt sind. Sie werden in der Regel verwendet, um die Ausführung einer Vereinbarung zu automatisieren, so dass alle Teilnehmer sofort sicher sein können, dass der Ergebnis ohne Beteiligung eines Vermittlers oder Zeitverlust erzielt wird. Sie können auch einen Workflow automatisieren und die nächste Aktion auslösen, wenn die Bedingungen erfüllt sind.

Ebenso lassen sich die Zertifizierung oder Qualifikation von Personen und Institutionen hier einfach verwalten.

Gesundheitsakte, Anspruchsberechtigungen, Dauerrezepte

Als Mechanismus zur sicheren Verteilung und Speicherung von Informationen hat sich die Technologie der Blockchain bewährt, unter Erfüllung der Forderungen der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Anwendungsbeispiele wären hier ein erleichterter Zugriff analog ELGA und ein vereinheitlichter Datenpool, der administrative Prozesse signifikant erleichtern kann und somit weitere Einsparungen im Gesundheitssystem unter modernsten Sicherheitsstandards und schnellerer Datenverfügbarkeit ermöglicht.


1)https://www.gesundheit.gv.at/service/professional/arzneimittelsicherheit/kinderarzneimittel/informationen-zur-forschung-an-arzneimitteln-fuer-kinder/datenbanken-klinische-studien.html#europaeische-datenbank-fuer-klinische-studien

(C) Titelfoto: pixabay.com

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